Straßennamen

Die Benennung von Straßen obliegt nach § 5 Abs. 4 der Gemeindeordnung für Baden-Württemberg ausschließlich den Gemeinden selbst. Dies wird als kommunales Selbstverwaltungsrecht bezeichnet. Über die Benennung von Straßen entscheidet der Gemeinderat. Sie ist zwingend erforderlich, um eine Orientierung und eindeutige Zuordnung für Verwaltung und Bürger zu gewährleisten.

Die Art und Weise der Benennung ist den Gemeinden freigestellt – neben botanischen Bezeichnungen („Tulpenstraße“), Flurnamen („Am Heinrichsberg“), Städtenamen („Stuttgarter Straße“) oder historischen Örtlichkeiten („Spitalgasse“) sind natürlich auch Personennamen ein beliebtes Motiv.

Deshalb sind zahlreiche innerörtliche Straßen in Weil der Stadt auch nach Personen benannt. Dabei handelt es sich zum Teil um überregional bekannte Persönlichkeiten, zum Teil aber auch um Personen mit ausgewiesenem Bezug zu Weil der Stadt. Viele dieser Namen sind den heutigen Einwohnern nicht mehr geläufig. Manche Biographien erscheinen nach heutigen gesellschaftlichen Maßstäben oder im Lichte aktueller historischer Forschungen als ungeeignet oder müssen zumindest kritisch betrachtet werden - auch in Weil der Stadt finden sich einige derartige Straßennamen, die im Folgenden ebenfalls thematisiert und mit zahlreichen weiterführenden Informationen versehen sind.

Eine Auswahl der Namen stellen wir Ihnen hier vor:

Merklingen

August Lämmle wurde 03.12.1876 in Oßweil (gehört heute zu Ludwigsburg) geboren und starb am 08.02.1962 in Tübingen.  Er wirkte als Lehrer, Mundartdichter und Volkskundler.  In den unmittelbaren Nachkriegsjahren war Lämmle sehr bekannt und hoch angesehen – im Lichte heutiger Forschungen wird seine Biographie durchaus kritisch gesehen!

Nach seiner Ausbildung zum Volksschullehrer arbeitete Lämmle an verschiedenen Schulen in Württemberg ehe er 1918 aus dem Schuldienst ausschied. Nach verschiedenen Tätigkeiten wirkte er ab 1923 am Landesamt für Denkmalpflege und baute die spätere Landesstelle für Volkskunde in Stuttgart mit auf. Im Jahre 1938 wurde Lämmle pensioniert. Ab 1943 wohnte er bis zu seinem Tode im nahen Leonberg. Lämmle trat 1933 der NSDAP bei, eine Parteikarriere (die er vermutlich aber ohnehin nicht anstrebte) wurde durchs eine Mitgliedschaft bei den Freimaurern ausgeschlossen. In verschiedenen schriftlichen Äußerungen äußerte er sich sehr positive über die nationalsozialistischen Machthaber, bemerkenswert ist dabei sein Vorwort zu einer Neuauflage des Buchs „Das Herz der Heimat“, in dem er Adolf Hitler überschwänglich lobt. Nach dem Krieg distanzierte er sich von seinen Äußerungen, im Entnazifizierungsverfahren wurde er als „Mitläufer“ eingestuft. Viele zum Teil prominente Personen, darunter zum Beispiel auch Albrecht GOES verwandten sich für ihn. Die Akten zum Spruchkammerverfahren sind komplett online beim Landesarchiv einzusehen.

Ein direkter Bezug Lämmles zu Weil der Stadt ist mit einer Ausnahme nicht gegeben: anlässlich eines Besuchs im Jahr 1949, als er im „neuen Lichtspielhaus“ (also im Weiler Kino) eine Lesung hielt wurde im Anschluss ein Essen mit Bürgermeister und Landrat gegeben.

Bereits im Jahr 2006 ist im Jahrbuch des Heimatgeschichtsvereins für Schönbuch und Gäu e.V. von Gustav Schöck ein kritischer und differenzierter Artikel mit dem Titel „M'r hent so onsre Mödele"zu August Lämmle erschienen.

Dr. Bernhard Dietter (*22.9.1868, † 16.7.1955) war über lange Jahre praktischer Arzt in Merklingen. Er betrieb als klassischer „Landarzt“ in Merklingen eine Praxis von 1893 bis 1955 und ist Merklinger Ehrenbürger.

Josef Friedrich Hartmann (*06.09.1862, † 29.09.1939) war von 1885 bis 1918 Schultheiß in Merklingen. Er ist ebenfalls Ehrenbürger Merklingens.

Benannt nach Förster Johann Christian HECKMANN (*17.09.1868, Todesdatum unbekannt). Er kam am 02.04.1902 von Leonberg nach Münklingen und ist am 15.10.1936 nach Baiersbronn verzogen.

Dr. Siegfried Schütz wurde am 17.09.1917 in Weil der Stadt geboren und starb im Alter von 91 Jahren am 13.09.2009 in Weil der Stadt-Merklingen. Er war der Sohn des Weiler Bürgermeisters Hermann Schütz. Als Nachfolger von Dr. Dietter wirkte er über mehrere Jahrzehnte als praktischer Arzt in Merklingen und erlangte so ein hohes Ansehen bei der Ortsbevölkerung. Im Ehrenamt wirkte er ebenfalls über Jahrzehnte als engagierter Heimatforscher. Aufgrund seiner Verdienste wurde er zum Weiler Ehrenbürger ernannt, auch war er Träger des Bundesverdienstkreuzes. Betrachtet man die Biographie von Siegfried Schütz ist auch seine SS- und NSDAP-Mitgliedschaft zu erwähnen. Allerdings ist dabei in Bezug auf die Einordnung des SS und NSDAP Beitritts sicherlich das jugendliche Alter Schütz` zu diesem Zeitpunkt (16 bzw. 19 Jahre) zu berücksichtigen. Dabei sind die Ambivalenzen, die die politische und gesellschaftliche Lage der Kriegs- und Nachkriegszeit mit sich brachten aus heutiger Perspektive nicht immer einfach zu beurteilen. In der Wertung sollte versucht werden, das Agieren von Einzelpersonen „aus der Zeit heraus“ zu betrachten. Davon ausgehend muss eher die Leugnung der beiden Mitgliedschaften im Rahmen des Entnazifizierungsverfahren nach dem Krieg als ein persönliches Fehlverhalten von Siegfried Schütz gewertet werden – hier hätte er durchaus die Möglichkeit gehabt sich wahrheitsgemäß zu äußern.

Die Verdienste von Siegfried Schütz hingegen beziehen sich zum einen auf sein Wirken als Arzt, zum anderen auf sein großes ehrenamtliches Engagement im Hinblick auf die Heimatkunde. Diese unbestreitbar herausragenden Verdienste hat sich Siegfried Schütz sämtlich in der Nachkriegszeit erworben, auf diesen besonderen persönlichen Leistungen beruhen auch seine zahlreichen Ehrungen und das bis in die Gegenwart hineinreichende hohe Ansehen in der Bevölkerung. Darauf beziehen sich sowohl die Ehrenbürgerschaft als auch die Straßenbenennung.  Umfangreiche Informationen zu Siegfried Schütz erhalten Sie im Stadtarchiv Weil der Stadt.

Walter DÜRR war Bürgermeister in Merklingen von 1948 bis 1968 und verstarb im Amt.

Wilhelm Friedrich Geiger (* 28.02.1869, † 1940) war ab 1893 Ratsschreiber und von 1901 bis 1933 Schultheiß der bis dahin selbstständigen Stadt Feuerbach.

Münklingen

Alfred Thumm (* 20.03.1901, † ?) war Lehrer in Münklingen von 1936 bis 1958.