Auswanderer nach Amerika 1810-1870

Archival des Monats

Am 20.11.1936 stellte der kath. Stadtpfarrer Heinrich Wildt eine Liste der Auswanderer zusammen, die zwischen 1810 und 1870 (eigentlich: zwischen 1830 und 1852) ausgewandert sind. Wildt gab seine Liste ans hiesige Bürgermeisteramt ab, wo sie mit der Schreibmaschine abgeschrieben und an das Reichsgesundheitsamt in Berlin-Dahlem verschickt wurde. Warum man dort diese Unterlagen angefordert hatte, geht aus der Akte nicht hervor.

Quellenzusammenhang:

Die ins Stadtarchiv übernommenen schriftlichen Unterlagen der Verwaltung werden nach ihrer äußeren Form und nach ihrem Entstehungszusammenhang (bzw. nach ihrer Ämterherkunft) unterschieden in die Hauptbereiche Urkunden, Bände, Rechnungen und Akten. Die Akten wiederum werden in der zur Zeit ihrer Entstehung gültigen Aktenordnung übernommen und in dieser Ordnung im Archiv verzeichnet. So gibt es allein für die Akten Weil der Stadts vier Aktenschichten, die sich zeitlich zwar geringfügig überschneiden, grob aber in 4 Epochen einteilen lassen.
 
Pfarrer Wildts Auswandererliste aus den katholischen Kirchenbüchern ist längst nicht vollständig. Dies zeigt der Vergleich mit einer anderen Liste, die Alt-Bürgermeister Hermann Schütz 20 Jahre später erstellt hat. In Wildts Liste wurden nur die Familien aufgenommen, die im Familienregister der katholischen Pfarrgemeinde als Auswanderer erwähnt waren und nur Personen, die nach Amerika ausgewandert sind.
Schütz‘ Liste ist umfangreicher, weist aber ebenfalls Lücken auf, wie Stichproben ergeben haben. Um die Auswanderer systematisch zu erfassen, müssten weitere Archivunterlagen ausgewertet werden, zum Beispiel
Bürgerlisten
Bürgerrechtsverzichtsurkunden
Kirchenbücher der ev. Landeskirche
Pflegschaftsrechnungen
Zeitungen
Auswanderungsakten im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. 


Heinrich Wildt und Hermann Schütz haben nur die Auswanderer erfasst, die nach Amerika ausgewandert sind. Auswanderer waren aber bis zur Reichsgründung 1870 alle, die das württembergische Staatsgebiet verließen. Auch Personen, die von Weil der Stadt aus ins nahe Baden übersiedelten, waren Auswanderer. Allerdings wurde Nordamerika im 19. Jahrhundert immer mehr zum Hauptziel der Emigranten.
Im 19. Jahrhundert, verstärkt noch ab etwa 1850, nahm die Mobilität der Bevölkerung allgemein zu. Auch in Württemberg stiegen die Auswanderungszahlen um 1850 sprunghaft an, politisch durch das Scheitern der 1948er Revolution bedingt und sozial durch Missernten und Hungersnot 1847.

(Bestand Akten Weil der Stadt 2, Akten nach Flattichplan Epoche I, FL 6135)