Die Eichelbrunnenquelle

Archival des Monats

Die Bedeutung der öffentlichen Wasserversorgung ist sehr groß, wird aber zwischenzeitlich alles völlig selbstverständlich hingenommen. Ein Blick in die Geschichte der Wasserversorgung am Beispiel der Eichelbrunnenquelle lässt zumindest erahnen, wie mühevoll die Einrichtung einer qualitativ und quantitaiv guten Wasserversorgung war.

Quellenzusammenhang: Bestände WA Akten Weil der Stadt nach Flattich,

Az. 1810, WB Bände Weil der Stadt Ratsprotokoll 1888 Blatt 58b, WB Bände Weil der Stadt Ratsprotokoll 1932 bis 1936, Seiten 112, 184, 212, 221, 245, 252

 

Bei Einführung der öffentlichen Wasserversorgung in Weil der Stadt in den Jahren von 1896 bis 1898 wurde der Wasserbedarf weitgehend über gefasste Quellen aus dem Schafhausener Tal gedeckt. Das dort gefasste Wasser wurde über das einzige Pumpwerk in der „Lohmühle“ in die Stadt gepumpt.

Der Eichelbrunnen befindet sich auf Gemarkung Simmozheim und wurde bereits 1888 durch die Stadtgemeinde Weil der Stadt von Christian Gäkle aus Simmozheim erworben. Erst 45 Jahre später, im Jahr 1933, wurde der Beschluss gefasst, die Eichelbrunnenquelle für die städtische Wasserversorgung zu nutzen. Im Rahmen von Notstandsarbeiten wurde eine Leitung zum Hochbehälter auf dem Galgenberg (dieser Hochbehälter befindet sich noch heute dort, hinter dem Gelände des Hundesportvereins) gelegt. Laut dem langjährigen Weiler Wassermeister Gerd Diebold wurde ihm von Zeitzeugen mitgeteilt, dass jeder der Arbeiter mit Schaufel und Pickel pro Tag 5 Meter zu graben hatte.  Die Arbeiten wurden damals durch den heftigen Widerspruch der Gemeinde Simmozheim verzögert, ehe deren Einspruch abgewiesen wurde. Dennoch zahlte die Stadtgemeinde Weil der Stadt eine Entschädigung von 1000 RM aus „freien Stücken“, wie in den Ratsprotokollen betont wird. Die Verärgerung bei der Simmozheimer Bevölkerung saß offenbar tief, wie laut Gerd Diebold ein leider zwischenzeitlich verloren gegangenes Flugblatt aus dem Jahr 1934 bewies: “Bürger von Simmozheim – meidet die Geschäfte in Weil der Stadt –kauft dort nichts mehr ein! Heil Hitler!“

Das Wasser des Eichelbrunnens fließt über ein Eigengefälle diesem Hochbehälter zu – die Quelle liegt auf ca. 500 m N.N, der Wasserspiegel des Hochbehälters auf ca. 444 m N.N. Dieses knappe Gefälle reicht aus um das Wasser über eine Länge von knapp vier Kilometern dem Hochbehälter zuzuführen. Die Quellschüttung betrug in den 1930er Jahren ca. 2 l/sec.

Bis 1948 waren das Wasser aus dem Pumpwerk Lohmühle sowie das Wasser aus dem Eichelbrunnen die einzigen für die Weiler Wasserversorgung genutzten Quellen. Erst ab 1948 wurde der Bau des Pumpwerks Spitalweiher vorgenommen, im Zusammenhang damit erfolgte die Fassung der Weiler Quelle(n) im Gewann „Höll“ ca. 1,5 km östlich von Weil der Stadt Richtung Simmozheim. Das Wasser aus der „Höll“ ist sehr kalkreich aber mit einer ungefähren Quellschüttung von 50 l / sec auch sehr ergiebig. Dennoch erfolgte im Jahre 1963 der Anschluss an die Bodenseewasserversorgung, über die bis zur Gegenwart die Versorgung der Weil der Städter Haushalte erfolgt.

Die Leitung des Eichelbrunnens zum alten Hochbehälter besteht noch heute, das Wasser fließt zum alten Hochbehälter und  wird vom Hochbehälter in den Brunnen im Stadtgarten geleitet.

Das überschüssige Wasser des Eichelbrunnens, welches von der Leitung nicht aufgenommen werden kann, fließt direkt von der Quelle in Richtung Talacker und Talackerbach.

Im Folgenden nun die Transkriptionen der Akten aus den Jahren 1888. Zahlreiche weitere Materialien zur Wasserversorgung Weil der Stadts bis in die 1980er Jahre finden sich in den Beständen des Stadtarchivs.

Bestand WA – Akten Weil der Stadt nach Flattich

Az 1811

 

TRANSKRIPTION[1]

1888

Der Eichelbrunnen

Die Wiese Parz N 1538/2 13 a 33 m² in den Hasenäker

auf Simmozheimer Markung an dem Vizinalweg von

Simozheim nach Merklingen westlich gelegen wurde dieses Jahr

mit der darauf entspringenden Quelle zum Zweck

einer Hochwasserleitung von Christian Gäkle von

Simozheim um baar 450 M angekauft u erworben.

Neben liegend sind südlich Jakob Wörner [?] Lammwirth, nördlich

Frau Barbara […] ledig.

Die auf der Wiese befindliche Quelle befindet sich

im südwestlichen Eck im Kalkstein[…], welches

auf 40 cm Tiefe eine Lettenschicht als Unterlage hat.

Das Quellwasser fließt 4 m lang nördlich u von da in

[…] östlich in der Mitte von der Wiesenbreite

dem Weg zu u über denselben.

Das Wasser wurde seither zur Schaaftränke u zum Wässern

der östlich des Weges liegenden Wiesen benüzt u fließt

durch das Thal, von noch einigen Quellen vermehrt, der

Hauptstraße, Weil der Stadt – Simmozheim, zu, in das Simmozheimer

Thal u bildet einen Theil des Talackerbaches.

Das Wässerungsrecht wird von mehreren oben i Thal

liegender Wiesenbesitzer auch jetzt noch beansprucht.

Der Wasserlauf von der Quelle ab, wurde gereinigt, auf

4 m Entfernung eine eiserne 1,40 m breite u 0,9 m lange

Spundwand geschlagen u hiermit das zufließende

Wasser gestaut auf die Höhe der Spundwand, u in

dieselbe eine Abflussöffnung angebracht

Von der Spundwand 5 m abwärts wurde der Wasser-

graben auf 40 cm vertieft, dass das aus der Spund-

wand fließende Wasser in einen Wasserkübel gesetzt

werden kann. Bei dieser Arbeit kamen 1 m von der

Spundwand entfernt 2 […] 1 eichene u 1 forchene 20cm von-

einander entfernt, quer über den Wasserlauf liegend, zu

tag.

Stadtarchiv Weil der Stadt

Gemeinderatsprotokoll 1887 – 1890 Blatt 57 b ff.

Verhandelt am 07. Dezember 1888

vor dem Gemeinderat & Bürgerausschuß

§ 1

Schon zu wiederholtenmalen

hat sich die hiesige Wasserver-

sorgung im Vergleich zur

Wasserversorgung benach-

barter Gemeinden als nicht

vollkommen ausreichend fü

gewerbliche wie für Feuer-

löschzwecke erwiesen und

man hat deshalb wieder-

holt vergebens auf der

hieisgen Markung sich

umgesehen, ob nicht eine

höher gelegene ausgiebige

Quelle zu finden sei, welche

die Anlage eines Zweck-

entsprechenden Hochreservoirs

ermögliche.

Neuerdinsg gemachte

Versuche haben ergeben,

daß die einzig vorhandene

höher gelegene Quelle im

Reifenloch bei weitem

nicht genügend Wasser

liefern und daß daher auf

einer auf hiesiger Markung gelegenen Quelle dieses

Bedürfnis niemals be-

friedigt werden könne.

Der von der Gemeinde

schon mehrfach zur Berat-

ung in derartigen Ange-

legenheiten beigezogene

Regierungbaumeister Seible

von Leonberg

hat ermittelt, daß der auf

Markung Simmozheim

entspringende Eichelbronnen

vermöge seiner Höhenlage

sowohl als in Folge seiner

Ausgiebigkeit sich zur Wasser-

versorgung für die hies.

Stadt sehr gut eignen würde.

Er hat in Auftrag des Ge-

meinderats die Verhältnisse

näher geprüft und legte die

selbe heute mündlich dar,

wie sie in den in der

Ortsregistratur aufbewahrten

Gutachten enthalten und

in der beiliegenden Karte

eingezeichnet sind.

Es wird weiter ein […]

Seible in Auftrag des Ge-

meinderats und unter

Vorbehalt der Genehmigung

der bürgerl. Collegien

abgeschlossener Kaufver-

trag mit dem Besitzer

des Ackers vorgelegt & auf

welchem die Quelle

entspringt.

Hiernach würde die

a. No. 1528/2 – 13 a 22 qm Wiese

in Hasenäckern, neben Jacob

Wörner, Landwirt & Eva Barbara

Rat ledig von Simmozheim

Markung Simmozheim

um den baar zu bezahl-

enden Preis von

450 M

ins Eigentum der Ge-

meinde übergehen, wenn

die bürgerlichen Collegien

diesen Vertrag genehmigen.

Von beiden Collegien wird

nach Prüfung & Erörterung

der einschlägigen Verhält-

nisse einstimmig

beschlossen:

1. den dem vorgelegten Vertrage die Genehmig-

gung zu erteilen, auch zu Anstellung weit-

erer Versuche in Beziehung auf die

Ermittlung des Wasserquantums eine

Spundwand um die Quelle schlagen zu lassen

zu welchem gewerke 80 M verwilligt

werden.

2. die vorgeschriebenen höhere Genehmigung

hiezu einzuholen.

[1] [1]            Buchstabengetreue Umschrift. Groß- und Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung  sowie Satzzeichensetzung nach heutigem Gebrauch; allgemein verständliche Abkürzungen und Konsonantenverdoppelungen ausgeschrieben.