Fotografien-/Bildersammlung zur Wolldeckenfabrik Weil der Stadt

Archival des Monats

Für den Monat April soll eine Fotoserie zur Geschichte der Weiler Wolldeckenfabrik vorgestellt werden. Die Bilder entstammen dem mehrere tausend (!) Fotografien und Bilder umfassenden Bildbestand des Weiler Stadtarchivs.

Bestand S04 Bildersammlung

Quellenzusammenhang

 

Der Archivbestand Weil der Stadt unterteilt sich in Urkunden, Rechnungen, Bände, Akten und Sammlungen. Diese heterogene Bestandsstruktur eines öffentlichen Archivs (der Fachmann spricht von der „Tektonik“ – ein Begriff, der in der Geographie eine stärkere Bekanntheit erlangt hat) sollte man immer vor Augen haben sobald man ein bestimmtes Thema recherchiert – ebenso wie die Tatsache, dass für eine vollständige Recherche zu einem Thema verschiedene Archive konsultiert werden sollten – je nachdem, welche öffentliche Dienststelle oder Behörde mit dem betreffenden Thema betraut war. Aber auch private Archive (Konzern- und Firmenarchive) sowie Adels- und Kirchenarchive gehören in die reichhaltige Archivlandschaft der Bundesrepublik.

Doch nun zu den Sammlungsbeständen: die Sammlungen eines Kommunalarchives sind meist sehr reichhaltig und umfassen Unterlagen jeglicher Art, die nicht aufgrund gesetzlicher Grundlage als Pflichtabgaben des jeweiligen Archivträgers an das Archiv gelangen, sondern im Gegenteil aktiv durch das Archiv oder mittels freiwilliger Abgaben passiv eingeworben werden. Dabei handelt es sich um Materialien verschiedener Provenienz: aus Privatbesitz (zum Beispiel Nachlässe von Personen, deren Leben und Wirken von öffentlichem Interesse war/ist), von ortsansässigen Vereinen und Institutionen, aber auch Parteien, von ehemaligen oder aktiven Gewerbebetrieben bzw. Wirtschaftsunternehmen oder um Fotografien verschiedenster Herkunft. Aber auch die Medienarten innerhalb der Sammlungsbestände sind sehr unterschiedlich und reichen von Zeitungsausschnitten über Malereien sowie Plakaten und Programmschriften bzw. Festschriften bis hin zu Fotoabzügen/Dias/Negativen. Nicht immer sind Fotograf sowie Entstehungszeitraum und-ort (bei Personen-/Gruppenaufnahmen) bekannt, demzufolge ist die Information zu den Bildrechten nicht immer eindeutig.

Für den Monat April sollen nun Archivalien zum Thema „Wolldeckenfabrik Weil der Stadt“ aus dem Bereich des Bestandes S04 Bildersammlung vorgestellt werden – der ebenfalls im Stadtarchiv befindliche Sammlungsbestand „Firmenarchiv Wolldeckenfabrik Rolf Schnaufer“ bleibt für diese Archivalie des Monats ebenso wie andere Bestände im Stadtarchiv und weiteren Archiven (Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg, hier befinden sich zahlreiche Archivalien zur Wolldeckenfabrik) bewusst ausgespart.

Die Geschichte der Wolldeckenfabrik ist aufgrund der großen Bedeutung, die die „Wolldecke“ über mehr als ein Jahrhundert für die Stadt Weil der Stadt inne hatte von stetem Interesse für das hiesige Archiv.

Fotografien zur Wolldeckenfabrik gibt es in großer Zahl im Stadtarchiv Weil der Stadt  Allein an digitalisiertem Bildmaterial gibt die Archivdatenbank 142 Treffer bei einer Suche nach dem Schlagwort „Wolldecke“ aus, insgesamt umfasst der Bestand S04 derzeit 7500 digitalisierte und in einer Datenbank verzeichnete Aufnahmen.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei weitem nicht alle Fotografien des Stadtarchivs digitalisiert und im archivischen Datenbanksystem erfasst sind. Die zur Wolldecke verfügbaren Bilder umfassen dabei die Jahre 1927 bis 1999, als die Fabrikgebäude abgebrochen wurden.

Die Gebäude auf dem später als „Wolldeckenareal“ bekannten Gelände wurden erst ab dem Jahre 1916 errichtet, zuvor war die Firma an anderen Standorten im Stadtgebiet ansässig – bereits 1870 nahm die spätere Wolldeckenfabrik unter dem Namen Handelsgesellschaft Beyerle & Fink OHG die Produktion auf.

Die Fabrik Beyerle & Fink wurde 1910 liquidiert und danach als Württembergische Wolldeckenfabrik GmbH unter der Leitung von Josef Beyerle jun. und Hermann Schnaufer weitergeführt.

Die Vereinigte Wolldeckenfabriken AG Calw waren 1910 faktisch die Besitzer der Wolldeckenfabrik GmbH, da sie die Schulden von Beyerle & Fink ablösten.
Der aus Calw stammende Hermann Schnaufer leitete 45 Jahre lang bis zu seinem Tod am 23. September 1956 als Vorstand die Wolldeckenfabrik. Ihm zu Ehren erhielt 1956 die Straße zur Wolldeckenfabrik den Namen Hermann-Schnaufer-Straße.

Nach längeren Vorbereitungen wurde am 9. Juni 1920 die Wolldeckenfabrik Weil der Stadt AG gegründet, an der u.a. Josef Beyerle und Hermann Schnaufer in Weil der Stadt beteiligt waren. Zur  Wolldeckenfabrik Weil der Stadt GmbH gehörten die zwischen 1916 und 1918 erstellten Gebäude mit Spinnerei, Weberei, Appretur, Färberei, Kesselhaus, Stall und Lagerschuppen, 3 Arbeiterwohnhäusern und eine Arbeiterkantine mit Scheune.

Die Jahre von 1926 bis 1930 waren schwierig: eine Absatzkrise und hohe Rohstoffpreise führten zu Verlusten. Besonders hart getroffen wurde die Wolldeckenfabrik durch einen Brand am 13. August 1927. Zum 24. Dezember 1930 musste die Wolldeckenfabrik die Produktion ganz einstellen, die Fabrik blieb geschlossen.

Am 18. Juli 1932 nahm die Fabrik den Dienst wieder auf. Von 1934 an blühte das Geschäft auf, die Auftragsbücher waren voll und die 200 Mitarbeiter waren vollbeschäftigt.

1956 folgte Dr. Rolf Schnaufer seinem verstorbenen Vater Hermann Schnaufer als Vorstand der Wolldeckenfabrik nach. Ihre beste Zeit erlebte die Wolldeckenfabrik zwischen 1963 und 1980 .

Nach 1980 gingen die Umsätze konjunktur- und modebedingt zurück, im August 1990 verkaufte Dr. Rolf Schnaufer seine Anteile an der Firma und schied am 31. Mai 1990 aus dem Vorstand aus. 1994 mussten die neuen Besitzer Konkurs anmelden, die Wolldeckenfabrik wurde aufgelöst. Die Fabrikgebäude wurden in den Jahren 1999 und 2000 abgebrochen.

Bestand S4 Bildersammlung, StA Weil der Stadt, Wolldeckenfabrik (Auswahl):