Handwerks- und Gewerbebetriebe in Merklingen, statistische Erhebungen vom 3. Dezember 1861

Archival des Monats

Im November 1861 waren die württembergischen Gemeinden aufgefordert, Angaben über das örtliche Gewerbe zu machen, um eine Gewerbestatistik im Gebiet des deutschen Zollvereins zu erstellen. Zum deutschen Zollverein gehörten 1861 neben der Hauptmacht Preußen die Länder Württemberg, Bayern, Hessen, Thüringen und Sachsen. Ziel des Zollvereins, der 1871 im deutschen Reich aufging, war zunächst die Abschaffung der vielen Zollgrenzen innerhalb des deutschen Bundes um bessere Voraussetzungen für einen Binnenmarkt zu schaffen. Ganz allgemein ging es dem Zollverein aber auch darum, den Rückstand gegenüber wirtschaftlich und industriell weiter entwickelten Nationen wie England aufzuholen.

Das Stadtarchiv archiviert die Akten der Stadt Weil der Stadt und der bis 1975 selbständigen Ortsteile. Die Archivalien von Weil der Stadt und den Ortsteilen bilden im Archiv jeweils eigenständige Teilbestände. Da der Entstehungszusammenhang einer Akte wichtige zusätzliche Informationen geben kann, wird der ursprüngliche Aufbau der Registratur so wenig wie möglich verändert bzw. wird versucht, die ursprüngliche Ordnung wieder herzustellen. Das Archivale des Monats ist der ältesten Aktenschicht des Bestands Merklingen „Alte Akten“ entnommen, die in der Zeit zwischen 1659 und 1920 angelegt wurden. Die 104 Faszikel dieser Aktenschicht sind chronologisch geordnet, es gibt ein Inventar über diesen Teilbestand. Daneben gibt es zwei nach Laufzeiten unterschiedene jüngere Aktenüberlieferungen, die nach Aktenplan geordnet sind.

Im ersten Erfassungsbogen sollten die im Ort vorhandenen Fabriken, großen Gewerbebetriebe, die über den örtlichen Bedarf hinaus produzierten und die vorhandenen Dampfmaschinen aufgeführt werden. In diesem Bogen wurden auch die mechanischen Webstühle erfasst. Davon gab es in Merklingen 23 Webstühle, an denen 17 Meister und 5 Gehilfen bzw. Lehrlinge arbeiteten. Dazu gab es 26 Hand- und Trittwebstühle für wollene und leinene Zeugen. Es gab eine Kalkbrennerei und eine Ziegelei mit jeweils 2 Arbeitern, 2 Mühlen mit 8 Mahlgängen, betrieben von 2 Meistern und 6 Gehilfen. Weiter gab es 3 Bierbrauereien und 5 Branntweinbrennereien.
Der abgebildete Berichtsbogen über das Handwerk und Gewerbe in Merklingen 1861 ist nicht nur aufgrund der Angaben über die Zahl der Merklinger Handwerker interessant, aufschlussreich ist auch, dass die Mehrzahl der hier aufgeführten Berufe inzwischen ausgestorben ist.