Historisches Badevergnügen – Weiler Badeordnungen des 19. und 20. Jahrhunderts

Archival des Monats

Bereits in früheren Jahrhunderten suchten die Menschein an heißen Tagen Abkühlung im Wasser. Nachdem sich die Badesaison auch in diesem Jahr unweigerlich dem Ende zuneigt soll zum Abschluss derselben nun noch ein Blick auf die Weiler Badeplätze des 19. und 20. Jahrhunderts geworfen werden.

Historisches Badevergnügen – Weiler Badeordnungen des 19. und 20. Jahrhunderts

 

Gegen Ende dieses heißen und bedrohlich trockenen Sommers 2022 soll für den September das Baden und Schwimmen in den Fokus genommen werden. Denn auch im Weil der Stadt der vergangenen Jahrhunderte frönten die Menschen gerne einem kühlen Bad. Bereits in der Affäre um den Weiler Syndicus Brandt ist für das 18. Jahrhundert belegt, dass die Weiler in Ermangelung anderer Badegewässer die Würm zur Erfrischung nutzten und darin badeten[1].

Schriftliche Unterlagen über das Baden finden sich im Stadtarchiv nach heutigem Kenntnisstand jedoch erst Ausgangs des 19. Jahrhunderts.  Im Bestand Akten Weil der Stadt nach Flattich sind in der Akte „1893 Badeanstalt, Badeordnung, Badegebühren““ Unterlagen ab dem Jahr 1881 vorhanden..

Die Stadtverwaltung beschäftigte sich im Jahr 1881 wohl mit der Errichtung eines neu herzustellenden Badeplatzes an der Würm. Dieser solle „im Garten der Pflegschaft der Adelheid Laumayer“ angelegt werden, wie Bürgermeister Hugo Beyerle in einem Schreiben vom 04. Juni 1881, in dem er über mögliche Preissteigerungen informierte, festhielt. Um welchen Parzelle es sich bei besagtem Garten handelte ist leider nicht bekannt.

Gemäß mündlicher Überlieferungen sowie diverses Fotografien soll es zwei Badeplätze in Weil der Stadt gegeben haben. Eine Badestelle befand sich vor dem Wehr der Lohmühle am Sägeweg in Richtung Schafhausen, eine weiterer Badeplatz soll das Wehr vor der Planmühle in Richtung Malmsheim gewesen sein. Ob beide Badeplätze zeitgliche zueinander existierten ist nicht bekannt. Im Bestand S 4 des Stadtarchivs finden sich Bilder von Badegruppen an beiden Badestellen. Dabei ist die Badestelle an der Lohmühle nicht so gut zu erkennen, währenddessen man das Wehr vor der Planmühle mit der Eisenbahnbrücke im Hintergrund gut erkennen kann.

Ein weiteres Schriftstück aus dem Aktenbestand datiert auf das Jahre 1888 und beinhaltet die Anordnung für Planmühle und Stadtmühle, den Mühlkanal abzulassen um den Badeplatz vor der Planmühle reinigen zu können.

Auch wurden für die Badeplätze an der Würm Badeordnungen erlassen. Die älteste bekannte Badeordnung wurden im Wochenblatt Weil der Stadt in der Ausgabe vom Sonntag, den 14. Juni 1885 veröffentlicht, Badeordnungen von 1909, 1911 und 1930 liegen als Flugblätter vor und beziehen sich auf den Badeplatz bei der Lohmühle.

Nachdem es bereits in den 1920er Jahren Bestrebungen zum Bau eines Schwimmbads gegeben hatte konzentrierte sich in den unmittelbaren Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg der Badebetrieb nach wie vor auf die Würm. In den 1950er Jahren kamen erneut Überlegungen zum Bau eines Freibads auf. Dazu wurde 1959 eine Spendenaktion gestartet, zahlreiche dieser Spendenzettel sind ebenfalls in vorgestelltem Aktenbestand enthalten.

Nachdem es jedoch zu keinem Freibadbau kam wurde im Jahr 1965 der Beschluss zum Bau eines Hallenbads gefasst. Die Einweihung des Hallenbads erfolgte nach zahlreichen finanziellen und organisatorischen Schwierigkeiten erst acht Jahre nach dem Spatenstich im Juli 1973. Doch dies müsste man aus anderen Archivunterlagen detailliert und genau nachvollziehen und bietet damit Stoff für ein anderes Archivale des Monats.

 

[1] Heimatverein Weil der Stadt. berichte und Mitteilungen Nr. 55 / 2021. ISSN 1432-8976. Sigloch, Lothar: Der Syndicus. ein Schurkenstück in zwei Akten. Franz Karl von Brandt und Weil der Stadt 1785 – 1796. – Seiten 40 bis 62