Lutherbibel aus dem Jahr 1708

Archival des Monats

Ein besonders in seiner äußeren Form aber auch hinsichtlich seiner Entstehungsgeschichte beeindruckender Band aus dem Bereich der Archivbibliothek soll im Rahmen der monatlichen Archivalienschau für den November gezeigt werden.

Lutherbibel aus dem Jahr 1708

 

Die Archivbibliothek umfasst in der älteren Abteilung verschiedenste Bücher ab dem Jahr 1566 bis 1945, in der neueren Abteilung ist Literatur aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorhanden, darunter alle bisher erschienenen Publikationen zu Weil der Stadt, die wichtigsten Nachschlagewerke (Lexika, Wörterbücher) für die Quellenarbeit, Standardwerke zur deutschen und württembergischen Geschichte sowie weitere heimatkundliche Literatur. Weiterhin sind die seit 1806 jährlich erschienenen Gesetzblätter Württembergs und des Reichs Teil der Archivbibliothek. Hervorzuheben sind die Wochenblätter für Weil der Stadt und Umgebung, die von 1868 bis heute erschienen sind und fast lückenlos vorliegen. Die Archivbibliothek ist über die Archivdatenbank AUGIAS erschlossen, es gibt einen Autorenkatalog und einen Sachkatalog.Die Herkunft der Bände der älteren Abteilung lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Einige Bände können in den Inventarbüchern der Kirchen- und Schulpflege um 1850 nachgewiesen werden, frühere Belege sind bisher nicht möglich gewesen.

Eine erste, unvollständige Inventarliste der älteren Abteilung der Archivbibliothek stammt aus dem Jahre 1910, als unter Stadtschultheiß Hugo Beyerle die erste heimatgeschichtliche Ausstellung eingerichtet wurde und man sich in Weil der Stadt stärker als bisher seiner eigenen Geschichte erinnerte.

Aus dieser älteren Abteilung der Archivbibliothek soll eine für den Laien vor allem durch ihre äußere Form beeindruckende Bibel vorgestellt werden.

Die Bibel im Bestand des Stadtarchivs Weil der Stadt ist ungefähr 32 cm breit und 43 cm hoch, in bibliophilen Fachkreisen wird dieses Format als „Folio“-Format bezeichnet. Die Bibel ist zudem sehr dick (18 cm stark) und wiegt ungefähr 8 kg (!). Wie auf den Bildern ersichtlich ist die Bibel in sehr schlechtem Zustand und bedarf dringend einer restauratorischen Bearbeitung, die aber aufgrund des enormen zeitlichen Umfangs sehr kostenintensiv wäre.

Bei diesem Werk handelt es sich um eine in Nürnberg durch die bekannte Druckerei der Familie Endter erstellte Ausgabe. Die Druckerei und Buchhandlung Endter verlegte und druckte seit dem frühen 17. Jahrhundert Lutherbibeln. Die Reputation der Endters war so groß, dass der sächsische Herzog Ernst der Fromme den Druck einer Bibel bei dieser nicht in seinem Herzogtum liegenden Druckerei beauftragte. Die von Ernst in Auftrag gegebene Bibel und die nachfolgend gedruckt tragen daher den Beinamen „Kurfürstenbibel“ oder „Ernestinische Bibel“.

Das in Weil der Stadt vorhandene Exemplar ist eine Weimarer Kurfürstenbibel (Ernestinisches Bibelwerk) in der Ausgabe von 1708. Die Württembergische Landesbibliothek (WLB) in Stuttgart verfügt über nahezu komplette Sammlung der „Endter-Bibeln“, auch von besagter Ausgabe verfügt die WLB in ihren Bibliotheksbeständen unter der Signatur Bb deutsch 1708 01 über ein Exemplar.

Detaillierte Informationen zu den Bibeldrucken aus der Druckerei Endter finden sich auf der Webseite der WLB unter https://www.wlb-stuttgart.de/sammlungen/bibeln/bestand/besondere-stuecke/endter-bibeln/

Die Weil der Städter Bibel ist um handschriftliche Eintragungen bzw. Einlegeblätter ergänzt, die jedoch bislang nicht transkribiert und ausgewertet wurden. Eventuell können über diese Eintragungen einmal nähere Hinweise hinsichtlich der Überlieferungsgeschichte jener beeindruckenden Bibel ermittelt werden.