Steinbeschreibung der Grenze zwischen Schafhausen und Weil der Stadt vom 23.11.1718

Archival des Monats

Im Stadtarchiv Weil der Stadt befinden sich neben dem reichsstädtischen Archiv Weil auch die Ortsteilarchive von Schafhausen, Merklingen, Münklingen und Hausen. Der Waid-Renovations-Extract Schafhausen aus dem Jahr 1718 beschreibt einen Teil der Grenze zwischen Schafhausen einerseits und Ostelsheim und Weil der Stadt andererseits. Der Begriff „Waid“ oder „Weid“ wird oft gleichbedeutend mit dem landwirtschaftlich genutzten Gebiet einer Markung außerhalb des Ortsetters verwendet. „Renovation“ einer Grenze bedeutet, dass ein bestehender Grenzverlauf neu aufgenommen und somit ersetzt wird.

Der Grenzumgang war ein wichtiger Rechtsakt, bei welchem die Grenzsteine besichtigt und ihre Position schriftlich festgehalten wurde. Am Grenzumgang beteiligt waren die Umgänger aller Grenzanlieger, im vorliegenden Fall also Umgänger aus Schafhausen, von Weil der Stadt, Ostelsheim, Dätzingen, Döffingen, Magstadt sowie einem Vertreter des Ihinger Hofs. Der eigens als Weidrenovator verpflichtete Hirsauer Amtsschreiber protokollierte den Verlauf des Grenzumgangs, als Aufsichtsperson war der Hirsauer Vogt mit dabei. Da der Grenzumgang von Schafhausen veranlasst wurde, nahm von dort der gesamte Gemeinderat teil, die übrigen Ortschaften schickten zwei Umgänger. Die beiden Umgänger wurden aus der Mitte des Stadtrats gewählt, in Weil der Stadt beispielsweise alle 2 Jahre, sie waren also Angehörige der städtischen Oberschicht. Den Grenzumgang versahen sie im Ehrenamt, erhielten aber eine kleine Geldentschädigung.
Der vorliegende Auszug ist eine am 22.12.1718 ausgefertigte Abschrift des Grenzumgangs, der am 23.11.1718 stattgefunden hatte. Er betrifft nur die Grenze zwischen Schafhausen und Weil der Stadt. Das Originalprotokoll des gesamten Grenzumgangs vom 23.11.1718 ist nicht überliefert.

Transkription[1]:

„Schaffhausen
Waydt-Renovationsextract, publicirt de dato 23ter Novembris 1718
Zehendt-, Marckh- und Waydt-Stein gegen Weyl der Statt und Ostelsheim
Fol. 1
Nro 1: Ein 3 Marckhungen schaidender Stein am Stckhenthal, 4 eckhet, am Fueß 1 Schue[2] breit, 2 Schue hoch vom Biden, dißeits gegen Schafhaußen 1 Abtstab, lincks darneben O Ostelsheim, jenseits W Weyl der Statt bedeüttend, linckhs und rechts nichts, oben etwas schmahl und gewölbt, mit [Steinskizze]
biß zum 2ten … 20[3] Ruethen

[1] Buchstabengetreue Umschrift, Groß- und Kleinschreibung sowie Satzzeichensetzung nach heutigem Gebrauch; allgemein verständliche Abkürzungen und Konsonantverdoppelungen ausgeschrieben. Gestrichene Textteile werden nicht berücksichtigt, Einfügungen sind im Text integriert.
[2] Schuh = 28,6 Zentimeter
[3] Rute = 16 Fuß = 4,58 Meter

Fol. 16 b et sequentes[1]
Nro. 91: Ein 3-fach schaidender Stein hinderm Kay, an Michel Widmayers Hofackher und alt Hanß Stahlen, Schneiders Ackher, dißseits ein Abtstab jenseits I Ihingen und W Weyl der Statt bedeütend, ob [Steinskizze]
Biß zuem 92ten .-.-.-. 35 Ruethen
92: Hinderm Kay, an Bernhard Morlockhen und Georg Stahlen, Beckhen Ackher, am Fueß 1 Schue breit, stehet dem Boden gleich, ohne Gemerckh[2], obenüber eine grade Rennen[3].
biß zuem 93ten .-.-.-. 68 Rueten
93. Zuem halben Morgen, neben Simon Lörchers zue Schaffhaußen, jenseits Weyl der Stätter Akcher, am Fueß 1 Schue breit, 4 Schue hoch vom Boden,

[1] Blatt 16, Rückseite und folgende
[2] Gemerckh = Markierung
[3] Rinne

dißeits ein Abtstab, jenseits W, oben etwas schmahls mit grader Rennen.
Biß zum 94ten .-.-.-. 39 Rueten
94. leinet[1] an deß Hospithals zue Weyl der Statt 12 Morgen zuem halben Morgen genant, 1 Schue ins geviert, 1 Schue hoch vom Boden, ohne Gemerckh, obenüber eine grade Rennen
Biß zuem 95ten .-.-.-. 35 Ruethen
95. Zuem halben Morgen, jenseits an besagtem Spithal von Weyl, neben Hanß Jacob Schmiden und Michel Hagenlochern, am Fueß 1 ½ Schue breit, ½ Schue hoch vom Boden, übenüber eine grade Rennen
Biß zuem 96ten .-.-.-. 30 Ruethen
96. Zuem halben Morgen, zwischen Georg Buckhen Hofacker und Hanß Jacob Schmiden, am Fueß 1 Schue breit, 1 Schue hoch vom Boden, dißeits nichts, jenseits W, obenüber eine grade Rennen
Biß zuem 97ten .-.-.-.21 Rueten

[1] lehnt

Schaffhausen
Vorstehende und übrig ganze Waydbeschreibung und Renovation ist beywesend des wohledelvest und hochgeachten Herrn Johann Ulrich Johnen best meritirten Vogt und Closterverwalter zue Hirsau, einer versamleten gantzen Gemeind und denen mit dem gantzen Zehenden und Markhung interessirten Orth Herren Deputirten dato publiciret, darwider nichts eingewendet, sondern unanimiter[1] also affimirt[2] worden.
In Urkund der Unterschriften, signatum Schaffhaußen den 23. Novembris 1718

Vogt zu Hirsau - Johann Ulrich John
Erstl. (?) bestellter Waydrenovator und Ambtsschreiber des Closterambts Hirsaw Gottlieb Wolf.. (?)
Schuldheiß, Richtere und Depitirte von der Gemeind zu Schaffhausen
Jacob Deffinger
Hannß Widmayer
Veit Eisenhardt
Hannß Christ. Schmied
Lorentz Stahl
Hannß Stahl
Hannß Philipp Schmied
Hannß Schriepper
Hannß Jerg Fischer
Michel Widmayer

Deputirten der hochlöblichen Reichsstatt Weyl
Martin Freymann, des Raths
Johann Friederich Sigle, des Raths
Schuldheiß zue Ostelsheim - Jerg Fenkel
Hannß Adam Volmer
Schuldheiß zue Detzingen - Hieronimuß Scharriri
Jerg Hannßler
Schuldheiß zue Döffingen - Jerg Braitling
Schuldheißenambtsverweser zue Magsttatt - Jacob Widmayer
Matthes Becklen
Strohmayer uf den Ihinger Hof

[1] einmütig
[2] bestätigt


Schafhaußen
Ohngefährer Entwurff daßiger Marckungsseiten gegen hochlöbl.
freye Reichsstatt Weyl von dem Ihinger Hof biß an Ostelsheim."

(Die Kartenskizze ist nach Süden ausgerichtet, sie zeigt die im Text beschriebenen Marksteine in einer Aufsicht, gibt ihre Nummerierung an sowie den Abstand zwischen den einzelnen Steinen. Mit einer gepunkteten Linie und mit Pfeilen ist der Verlauf der Würm skizziert.)