Vertriebene - Aufnahme von Flüchtlingen 1945 - 1950

Archival des Monats

Als Folge der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und der Kriegsverbrechen während des Zweiten Weltkriegs in Mittel- und Osteuropa wurden im Anschluss an den verlorenen Krieg Millionen deutschstämmiger Bewohner vertrieben. In Weil der Stadt setzte der Zuzug von Flüchtlingen verstärkt in der Zeit ab Februar 1946 ein. Ein größerer Anteil der Vertriebenen kam aus Südmähren. Viele von ihnen waren in einem Durchgangslager in Malmsheim untergebracht, bis sie auf die umliegenden Gemeinden im Landkreis Böblingen verteilt wurden.

Ende des Jahres 1945 lebten in Weil der Stadt 2404 Menschen. Vier Jahre später war die Einwohnerzahl auf 3428 Personen angewachsen. Dies bedeutet einen Bevölkerungszuwachs von etwa 43 %, der fast ausschließlich durch Flüchtlinge zustande kam.
Bis Ende 1946 war das Wohnungsamt Weil der Stadt vor die schwierige Aufgabe gestellt, 652 Flüchtlinge in den bestehenden Wohnungen unterzubringen. Dazu wurde der gesamte vorhandene Wohnraum in der Stadt erfasst, die Flüchtlinge wurden in Privatwohnungen zwangseingewiesen oder sie erhielten Räumlichkeiten in Gaststätten. Erst nach und nach wurden Baracken errichtet und schließlich Siedlungen für die Vertriebenen gebaut.

Die ins Stadtarchiv übernommenen schriftlichen Unterlagen der Verwaltung werden nach ihrer äußeren Form und nach ihrem Entstehungszusammenhang (bzw. nach ihrer Ämterherkunft) unterschieden in die Hauptbereiche Urkunden, Bände, Rechnungen und Akten. Die Akten wiederum werden in der zur Zeit ihrer Entstehung gültigen Aktenordnung übernommen und in dieser Ordnung im Archiv verzeichnet. So gibt es allein für die Akten Weil der Stadts vier Aktenschichten, die sich zeitlich zwar geringfügig überschneiden, grob aber in 4 Epochen einteilen lassen.

Bestand Akten Weil der Stadt 2, Akten nach Flattichplan Epoche I, FL 17095/55