Wochenblatt für Weil der Stadt und Umgebung Dezember 1917

Archival des Monats

Das Stadtarchiv sammelt alle gedruckten Schriften, die in irgendeinem Zusammen-hang mit Weil der Stadt stehen. Eine stadtgeschichtlich sehr wichtige Quelle sind die Wochenblätter von Weil der Stadt, die zwei mal wöchentlich jeweils samstags und mittwochs erschienen. Sie sind im Stadtarchiv weitgehend lückenlos von 1868 bis heute vorhanden. Das Wochenblatt war zugleich Anzeigenblatt und Amtsblatt der Stadtverwaltung, es informierte die Leserschaft über die wichtigsten Ereignisse in Weil der Stadt und Umgebung, in Deutschland und auf der ganzen Welt. Das Wochenblatt wurde im Verlauf seiner 147-jährigen Geschichte von mehreren Verlegern herausgegeben, die Ausgabe 1917 erschien im Verlag von Julius Raeth, der neben dem Wochenblatt auch Postkarten von Weil der Stadt druckte und sich um private Aufträge bemühte. Neben der Druckerei betrieb Raeth eine Buch- und Papierhandlung und verkaufte Musikinstrumente und Zubehör.

Die Wochenblattausgaben im Dezember 1917 haben einen Umfang von vier Seiten, auch die Weihnachtsausgaben, die früher wegen der Werbung für Weihnachtsgeschenke doppelt so stark waren. Die Menschen im vierten Kriegswinter haben anderes im Sinn als Geschenke zu kaufen. Der Bericht über die Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk nährt die Hoffnung auf ein Ende des Kriegs. Derweil vermeldet der Tagesbericht von den Kriegsschauplätzen wie üblich nur militärische Erfolge der deutschen Seite. In Weil der Stadt hat Altbürgermeister Hugo Beyerle die Ehrenbürgerwürde verliehen bekommen. Kältetage und Schneefall setzen den Menschen in Weil der Stadt zu, es fehlt an Heizmaterial und gutem Schuhwerk. In der Brauereigaststätte Hecht findet ein Familienabend der katholischen Kirchengemeinde mit Vorträgen des Vikars, des Lehrers und des Pfarrers statt. In Merklingen besuchen 200 Bürger eine vaterländische Gemeindeversammlung im Rathaus. Im Anzeigenblock findet sich eine Liste mit Personen, die Neujahrsenthebungskarten gezeichnet hatten. Dieser Brauch war vor 100 Jahren verbreitet. Damit konnten sich Geschäftsleute oder auch Privatpersonen gegen eine Spende für wohltätige Zwecke von der lästigen Pflicht befreien, Neujahrsgrüße zu verschicken.